2024 WLZ 15. 02. Demografie: Konzept gegen Abwärtstrend

Waldeck Überdurchschnittlicher Bevölkerungsschwund und eine teils drastisch hohe Leerstandsquote bei Wohnhäusern gehören zu den zentralen Problemen, die die Zukunft der Stadt Waldeck mit ihren zehn Ortsteilen belasten. Die Stadtverordneten haben nun einstimmig ein „Kommunales Entwicklungskonzept“ verabschiedet.

Es schafft die unabdingbare Basis dafür, ins Dorfentwicklungsprogramm des Landes Hessens aufgenommen zu werden. Fristgerecht konnte die Stadtverwaltung auf dieser Grundlage die Bewerbung in Wiesbaden einreichen.

Kern des Entwicklungskonzeptes ist eine intensive Beteiligung der Bevölkerung an der Entwicklung ihrer Heimatdörfer. Vorbild dafür ist das Förderprogramm „Aktive Kernbereiche“, das in Waldeck und Sachsenhausen läuft.  su ➔ SEITE 10

Stadt Waldeck will mit Dorfentwicklungsprogramm Negativspirale beenden

Die Ärmel hochkrempeln, um die Zukunftsaussichten zu verbessern, ist in Waldeck angesagt. Bürgerbeteiligung steht ganz oben auf der Tagesordnung des stadteigenen „Kommunalen Entwicklungskonzeptes“. Netze zum Beispiel (unser Bild) zählt zu den Ortsteilen mit den höchsten Leerstandsquoten in der Kommune. Foto: Schuldt

Waldeck – Die Stadt Waldeck strebt die Aufnahme ins Dorfentwicklungsprogramm des Landes Hessen an. Die Stadtverordneten haben vonseiten der Kommune die vorgeschriebene Grundlage geschaffen und in ihrer jüngsten Sitzung ein mehr als 100-seitiges „Kommunales Entwicklungskonzept“ (KEK) verabschiedet, damit der Antrag beim Land gestellt werden kann.

Wie dringend die Angelegenheit ist, machte Bürgermeister Jürgen Vollbracht deutlich. Die zehn Ortsteile mit ihren rund 6800 Einwohnern stehen gemeinsam „vor der besonderen Herausforderung, dass der zu erwartende Bevölkerungsrückgang überdurchschnittlich stark ausfallen wird.“

Um 14 Prozent abgesackt ist die Einwohnerzahl von 1995 bis heute. Ein leichter Zuwachs zwischen 2021 und 2024 um 1,4 Prozent ändert an der grundsätzlichen Ausgangslage nichts. Dabei treten deutliche Unterschiede zwischen den Stadtteilen auf. Während Alraft eine Ausnahme bildet mit einem Bevölkerungsanstieg seit 1995, fällt der Rückgang mit 30 Prozent in Dehringhausen und Ober-Werbe besonders drastisch aus.

Das beauftragte Büro hat eine breit angelegte Bestandsaufnahme der Lage Waldecks und Perspektiven für die Entwicklung aller Stadtteile entworfen – mit Ausnahme von Waldeck und Sachsenhausen, denn in diesen beiden Stadtteilen läuft gerade das Förderprogramm „Aktive Kernbereiche“. Der umgestaltete Waldecker Marktplatz ist das bekannteste Projekt.

Die Vorgehensweise bei den „Aktiven Kernbereichen“ soll als Blaupause dienen, wie Waldeck das Dorfentwicklungsprogramm in den übrigen Stadtteilen nutzen will. Eine zentrale Rolle soll wieder die direkte Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger spielen. Info-Veranstaltungen und regelmäßige Sprechstunden des beauftragten Entwicklungsbüros etwa zählen in Waldeck und Sachsenhausen zum Standard.

Das Wissen und die Erfahrung der Bevölkerung um die Stärken und Schwächen ihrer Heimatdörfer soll ausgewertet werden. Ideen der Einwohnerschaft sollen einfließen in Projekte, die die ländlich geprägte Stadt Waldeck attraktiver machen zum Leben.

Ein sehr wichtiger Aspekt: Die Planer haben 48 leer stehende Wohngebäude in ganz Waldeck gezählt, die zum Teil seit langer Zeit ungenutzt sind. Die Leerstandsquote liegt in der Stadt bei 1,48 Prozent. Besonders hoch fällt sie aus in Netze, Alraft, Dehringhausen und Freienhagen mit Werten zwischen 3,3 und 4,5 Prozent.

Erschwerend hinzu kommen neun leer stehende Gewerbe- oder Wirtschaftsbauten und 21 Häuser, die voraussichtlich bald verlassen zurückbleiben.

Ebenso finden sich viele Baulücken. „Eine zentrale Herausforderung in beiden Fällen besteht in der Verkaufs- oder Investitionsbereitschaft der Eigentümer sowie in der Lage und dem Zuschnitt der Grundstücke und/oder dem Zustand einzelner Immobilien“, hält das KEK fest.

Die Gründung einer Genossenschaft, um Altbauten zu sanieren und durch Vermietung mit Leben zu füllen, lautet ein denkbarer Vorschlag aus dem Konzept. Jürgen Staude (SPD) gab im Parlament zu bedenken: „Wir sollten prüfen, ob solch eine Genossenschaft nicht auch Neubauten errichten könnte.“

Viele solcher und anderer Aspekte gibt es bei der Gestaltung der Zukunft der Waldecker Ortsteile mit der Bevölkerung zu diskutieren und mit der Suche nach Lösungen für die Probleme zu verbinden – wenn das Land Hessen der Aufnahme Waldecks ins Dorfentwicklungsprogramm zustimmt. su