2024 WLZ 14. 10. Einst Bindemäher und Pferdegeschirre repariert

50 Jahre Meisterprüfung: Raumausstatter erlebten Wandel in ihrem Beruf

Meisterprüfung vor 50 Jahren: Helmut Best (rechts) organisierte ein Treffen der Raumausstatter am Edersee. © Jörg Schüttler

Waldeck-SachsenhausenRaumausstatter aus Leverkusen, Lübbecke, Bad Schwartau, Bad Essen, Halle und Sachsenhausen, die vor 50 Jahren an der Bundesfachschule für das Raumausstatterhandwerk in Oldenburg ihre Meisterprüfung bestanden hatten, trafen sich im Flair Hotel Werbetal in Nieder-Werbe. Sechs von 33 Meistern kamen mit ihren Ehefrauen an den Edersee. Helmut Best aus Sachsenhausen hatte Ausflüge zu Sperrmauer und Peterskopf sowie eine Schifffahrt organisiert.
Bei Familie Best hat das Handwerk eine lange Tradition: 1910 eröffnete Helmut Bests Großvater Friedrich einen Polster- und Sattlerbetrieb in der Sachsenhäuser Luisenstraße. „Damals waren die Handwerke von Polsterer und Sattler noch verbunden, heute sind es zwei unterschiedliche Berufe“, erklärt Helmut Best. Er lernte den Beruf des Raumausstatters bei der Firma Friedrich Klein in Korbach und blieb nach seiner Gesellenprüfung noch zwei Jahre in dem Betrieb. Danach war er in der Polsterei der Mauser-Werke in Waldeck beschäftigt und wollte dann die Meisterprüfung ablegen. „Es gab in unserer Gegend keine Meisterschulen, sondern nur in Stuttgart, Oldenburg und im Ruhrgebiet“, erinnert er sich. Er entschied sich für Oldenburg.
Nach seiner Meisterprüfung übernahm Best 1975 den Raumausstatterbetrieb von seinem Vater Friedrich. 1984 zog das Unternehmen an den heutigen Standort auf den Marktplatz in Sachsenhausen um. Seit 2002 ist sein Sohn Helmut Best jr. Inhaber in vierter Generation.
In 50 Jahren hat sich der Beruf entscheidend gewandelt. Damals wurden noch Tapezierer- und Sattlerarbeiten ausgeführt. „Früher kamen noch häufig Landwirte zu uns, die ihre Bindemäher und Pferdegeschirre reparieren ließen“, erinnert sich Friedel Stapel aus Lübbecke in Westfalen.
Seit 1967 gibt es den Beruf Raumausstatter. In dem Jahr begann Manfred Liberer aus Bad Schwartau seine Lehre. „Heute werden viele Dekorationsarbeiten im Privat- und Objektbereich ausgeführt sowie das Polstern von neuen und gebrauchten Möbelstücken.“ Gardinen werden genäht und bei Kunden angebracht, ebenso Sonnenschutz und Markisen. Die meisten Jubilare haben den Betrieb von ihren Eltern übernommen und inzwischen an die nächste Generation übergeben. Sie treffen sich jedes Jahr bei einem anderen Kollegen. „Wir haben eine 50-jährige ununterbrochene Freundschaft, das ist für die heutige Zeit eine Leistung“, erklären Stapel und Best.
SJ