2024 WLZ 13. 07. Nicolas Havel will Bürgermeister in Waldeck werden
Waldeck – Amtsinhaber Jürgen Vollbracht hat für die Bürgermeisterwahl im Oktober einen Gegenkandidaten: Den 33-jährigen Nicolas Havel. Unterstützt wird der Fachdezernatsleiter bei Hessen Mobil Nordhessen von vier der fünf Fraktionen im Waldecker Parlament. Sie stellten den parteilosen Havel am Donnerstag in Sachsenhausen vor.
SPD, Grüne, FWG und FDP begründen ihre gemeinsame Unterstützung mit ihrer großen Übereinstimmung mit dem Kandidaten. Man sei sich einig in den Zielen für die Stadt Waldeck und über Mittel und Wege, diese Ziele zu erreichen.
Die Fraktionsvorsitzenden verknüpften das mit harscher Kritik an Bürgermeister Jürgen Vollbracht. Sie halten ihm Konzeptlosigkeit vor. Die Stimmung unter den Mitarbeitern der Stadtverwaltung beschreiben sie als schlecht.
Nicolas Havel tritt in Waldeck an
Aufgewachsen in Freienhagen, will der Korbacher nun Bürgermeister werden
VON MATTHIAS SCHULDT
Nicolas Havel, der parteilose Bürgermeisterkandidat (Mitte), eingerahmt von den Vorsitzenden der vier Stadtverordnetenfraktionen, die seine Kandidatur unterstützen (von links): Jürgen Schanner (Grüne), Martin German (FWG), Latif Hamamiyeh Al-Homssi (SPD) und Martin Merhof (FDP). Foto: Schuldt
Waldeck – „Ich möchte zurückkehren und etwas Positives bewirken, das bleibt.“ Er wolle die Nationalparkstadt nach vorne bringen und ihre ungenutzten Möglichkeiten ausschöpfen. Mit diesem Anspruch tritt Nicolas Havel am 27. Oktober gegen Amtsinhaber Jürgen Vollbracht an, um neuer Bürgermeister von Waldeck zu werden. Der Bauingenieur lebt mit seiner Frau und dem gemeinsamen, kleinen Kind in Korbach und wuchs als gebürtiger Wolfhagener in Freienhagen auf.
Unterstützt wird der parteilose Kandidat von vier der fünf Stadtverordnetenfraktionen: SPD, Grünen, Freien Wählern und FDP. Einstimmig, wie deren Vorsitzende hinzufügen. „Wir sind unzufrieden mit der Situation im Rathaus und haben uns gemeinsam auf die Suche nach einem Kandidaten begeben“, sagt SPD-Fraktionschef Latif Hamamiyeh Al-Hommsi am Donnerstag in Sachsenhausen bei der offiziellen Vorstellung Havels. Jüngst erst habe Jürgen Vollbracht beim Umspannwerk erneut kein Fingerspitzengefühl im Umgang mit sensiblen, herausfordernden Aufgaben gezeigt.
„Mir war in den Vorgesprächen wichtig herauszufinden, wie groß die Unterstützung ist“, berichtet Bürgermeisterkandidat Nicolas Havel von seinen Besuchen bei den vier Fraktionen. Auch der CDU habe er das Angebot unterbreitet, sich vorzustellen. „Als ich mich entschloss anzutreten, rief ich Jürgen Vollbracht an und informierte ihn. Offene Kommunikation ist mir sehr wichtig, auch mit Blick auf das Amt“, unterstreicht er.
„Wir stimmen mit Nicolas Havel in Zielen und möglichen Wegen dorthin überein; über die Fraktionsgrenzen hinweg“, sagt Grünen-Fraktionschef Jürgen Schanner.
Havel benennt solche Ziele und Wege: Das Edersee-Verkehrskonzept des Landkreises „birgt riesiges Potenzial für den Tourismus.“ Der Bürgermeisterkandidat möchte herausfinden, ob und wie sich die bestehende Seilbahntrasse vielleicht dafür reaktivieren lässt. Er möchte gemeinsam mit den Partnerkommunen ergründen, wie sich das Konzept nach den Bedürfnissen der Anrainergemeinden ausgestalten ließe.
Der Kampf um den Anschluss aller Ortsteile ans Glasfasernetz sei nicht verloren. Ihm will sich Havel ebenso widmen wie der „unsichtbaren Infrastruktur unter der Erde, unseren Versorgungs- und Entsorgungsnetzen.“ Ein weiteres von vielen Themen sei die Förderung der „Nahmobilität“, die Fuß- und Radwege sowie Öffentlichen Personennahverkehr umfasst.
Um mit der Stadt voranzukommen, will Nicolas Havel in der Stadtverwaltung einen Führungsstil einführen, „der die Mitarbeiter mitnimmt.“ Er wolle ihnen respektvoll nahebringen, „wohin wir wollen und möchte sie an die Stadt binden, damit alle für dasselbe Ziel arbeiten.“
Harsche Kritik von SPD, Grünen, FWG und FDP richtet sich gegen die aus ihrer Sicht mangelnde Entscheidungsfreude. Sie werfen dem amtierenden Bürgermeister Konzeptionslosigkeit vor. Obwohl vom Parlament beschlossen, gehe es bei vielen wichtigen Projekten nicht weiter, „und so verschenken wir Potenzial“, betont Schanner. Als weiteres Stichwort nennt er neue Gewerbeflächen, für die seit Langem ein Beschluss existiere. „Korbach ist voll, der Bedarf vorhanden“, springt ihm Merhof bei.
Nicolas Havel bringe einschlägige Berufserfahrungen mit, um den Stillstand aufzulösen, ergänzt Germann. Der FWG-Fraktionsvorsitzende verweist auf die Kompetenzen Havels: Sie erstreckten sich auf Personalführung und Management von Bauprojekten sowie auf Baurechtskenntnisse. Nicht zuletzt stehe er im Kontakt zu Bürgermeistern der gesamten Region, zu Unternehmen und Privatleuten im Rahmen seiner Tätigkeit als Fachdezernent für Nordhessen bei der Straßenbaubehörde Hessen Mobil.