2024 WLZ 12. 08. Kleiner Eisvogel – Rarität am Bilstein

NABU-Exkursion in die Welt der Schmetterlinge: Nur 15 Arten entdeckt

Welcher Falter ist das? Schmetterlingsexperte Bernd Hannover vom NABU Bad Wildungen erläuterte Lebensraum und Merkmale. Fotos: Nabu/pr

Bad Wildungen/Edertal Fast mehr Teilnehmer als Schmetterlinge bei der Schmetterlingsexkursion der NABU-Ortsgruppen Bad Wildungen und Edertal machten deutlich, wie groß das Interesse ist, aber auch wie dramatisch die Situation um die Insekten und weiter schwindende Lebensräume aussieht.
Bei bestem Schmetterlingswetter starteten 30 Teilnehmer zwischen vier und 82 Jahren an der Schwedenschanze bei Altwildungen und hatten die krassen Lebensraumverluste gleich vor Augen – mehrfach in der Vegetationsperiode gemähte oder gemulchte Wegränder, auf denen sich keine Blütenpflanze entwickeln kann und somit auch kein Nahrungsraum für Schmetterlinge.
Daneben – in einer Kompensationsfläche stehende Blütenstände der Ackerkratzdistel – wurden ein Admiral, Schachbrettfalter und das Große Ochsenauge bei der Nahrungssuche beobachtet. Viele Wegränder werden auch von den angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen mitgedüngt und weisen dann eine Überproduktion von nährstoffliebenden Pflanzen auf, die für Schmetterlinge unbedeutend sind.
Gerade auf nährstoffarmen Flächen entwickelt sich eine Vielfalt an Blühpflanzen, die Schmetterlingen und anderen Insekten Nahrung und Lebensraum bieten. Viele Arten sind auf einzelne Pflanzen angewiesen. So erklärte Exkursionsleiter Bernd Hannover vom NABU Bad Wildungen, dass die entdeckte Rarität – der Kleine Eisvogel – nur bei der Heckenkirsche zu finden ist. Im Waldmeisterbuchenwald des seit 1999 unter Schutz gestellten Naturschutzgebietes Bilstein waren Waldarten wie Kaisermantel und Waldbrettspiel zu sehen. Mit einem Schmetterlingsnetz der Schönbär, ein auch tagaktiver Nachtfalter, aus der Luft gefischt. Er ist auf die bestandsgefährdete „Deutsche Hundszunge“ angewiesen, die im Umkreis nur an Bilstein und Schartenberg wächst.
Nach dem Ausblick von der Bilsteinklippe über das Wildetal wurden auf dem Rückweg Dickkopffalter und ein Kleiner Waldvogel – auch Schornsteinfeger genannt – gesichtet. Auf einer Grünland-Extensivierungsfläche ließen sich das Weißbindige Wiesenvögelchen, verschiedene Zünsler und eine Wespenspinne blicken. Am Ende lieferte die Exkursion mit nur 15 Arten mit jeweils einzelnen Exemplaren ein sehr mageres Ergebnis. In vergangenen Jahrzehnten wiesen Entomologen, maßgeblich Bernd Hannover, im gesamten Landkreis Waldeck Frankenberg 1918 Schmetterlingsarten nach – hauptsächlich Nachtfalter aber auch rund 100 Tagfalter, 442 davon allein am Bilstein.
Am Kalkmagerrasen an der Schwedenschanze gab es einen geschichtlichen Rückblick auf Schwedenschanzen bei Bad Wildungen. Im 30-jährigen Krieg stand 1640 in Wildungen das Heer von 70 000 Schweden unter General Banér dem 80 000-köpfigen Kaiserlichen Heer bei Fritzlar gegenüber. Zwar kam es wohl nicht zur großen kriegerischen Auseinandersetzung aber das Hauptquartier in der Burg Wildungen und die Belagerung in so großer Truppenstärke wirkte sich auf die Bevölkerung aus, sodass nach Abzug und bis zum heutigen Tage in der Nikolaikirche in Altwildungen das Freuden- und Friedensglöckchen nachmittags geläutet wird. Passend dazu zeigte sich im Kalkmagerrasen ein Sechsfleckwidderchen – auch Blutströpfen genannt. Und eine Skabiosen-Langhornmotte kreuzte den Weg. Mit Interesse wird die Entwicklung der Trockenfichtenrodungen beobachtet, die am Bilstein der Sukzession überlassen werden. Hauptsächlich entwickelt sich ein Laubmischwald, der Potenzial birgt für veränderte Falterpopulationen.  red