2024 WLZ 01. 03. Neues vom „Amtsgericht Waldeck“
Klaus Lang verlegt in seinem Buch erlebte Fälle in fiktive Handlungen am Edersee
VON DIRK SCHÄFER
Autor Klaus Lang (links mit Ehefrau Nicole) stellte bei Waldecks Bürgermeister Jürgen Vollbracht und Claudia Unger, Leiterin des Tourismusbüros, sein Buch vor. Auch der Gehweg mit seinen steinernen Säulen kommt darin vor. Foto: D. Schäfer
Waldeck – Ein Crash zweier Radfahrer am Uferweg am Edersee, Schmerzensgeld vom Tätowierstudio in Vöhl oder gar der Biss eines Esels in den 600-PS-Sportwagen – diese und viele weitere typisch menschliche und meist kuriose Fälle hat ein Amtsgericht tagein tagaus zu klären. Auch das Waldecker Amtsgericht, an dem Dr. jur. Gerd Bein arbeit; der Protagonist im Roman von Klaus Lang.
Der langjährige Richter – unter anderem am Landgericht Gießen und Oberlandesgericht Frankfurt tätig – betätigt sich inzwischen als Buchautor und hat im Januar sein Erstlingswerk veröffentlicht: „Neues vom Amtsgericht Waldeck“.
Die Pensionierung vor drei Jahren verschaffte Lang Zeit für Neues und fiel zugleich in die Coronazeit. So reifte der Entschluss, ein Buch zu schreiben, wobei aus der Idee eines Kriminalromans das Vorhaben wurde, ein Buch mit Fällen aus seiner Zeit als Zivilrichter zu schreiben.
Die letzten 20 Jahre seiner beruflichen Tätigkeit war Klaus Lang Vorsitzender einer Zivilkammer. Sein juristisches Metier waren in erster Linie also fast immer nicht öffentliche Prozesse, privatrechtliche Streitigkeiten zwischen Personen. Und die sind nicht spurlos an dem im mittelhessischen Lich lebenden Jurist vorüber gegangen. Aus der Erinnerung heraus trug er Fälle zusammen, die Unterhaltungspotenzial hatten. „Gleichwohl wollte ich die wahren Begebenheiten als fiktive Geschichten erzählen“, erklärt Lang beim Besuch in Waldeck.
Claudia Unger, Leiterin des Bürger- und Tourismusbüros, und Bürgermeister Jürgen Vollbracht hatten den Autor eingeladen, nachdem dieser die Stadt per Brief auf sein Buch aufmerksam gemacht hatte. „Wir freuen uns natürlich über Autoren, die über unsere Region schreiben“, sagt Vollbracht, der Lang bescheinigt, im Internet sehr gut recherchiert zu haben über das eine oder andere Fleckchen rund ums „Amtsgericht Waldeck“.
Das gibt’s doch gar nicht! Richtig. Und unter anderem dieser Tatsache hat es das Städtchen zu verdanken, dass es als Schauplatz in Langs Buch erwählt wurde. Und sicher auch dem Status als Provinz mit viel Natur und Erholungspotenzial. Als solche ist die Ederseeregion auch dem Autor und passionierten Radfahrer schon länger bekannt. „Entscheidend war vor allem, dass es in Waldeck nie ein Gericht gegeben hat, weil das Geschehen im Buch anonym sein soll“, erklärt Lang.
Er strickt die Fälle in seinem Roman auf 346 Seiten um das Wirken des Richters Bein, der sich nach frustrierenden Jahren in Berufs- und Privatleben an das vermeintlich stressfreie Waldecker Amtsgericht versetzen lässt. Für die Handlung hat Lang eigens eine Vorgeschichte konstruiert – die Stelle in Waldeck wurde frei, weil der langjährige Richter während des Urteilsspruchs zusammensackte und starb. „Böse Zungen behaupteten, seine Mitgliedschaft im örtlichen ,Bourbon Club’ sei die Ursache gewesen“, heißt es in Kapitel 1. Auch in den weiteren 20 Kapiteln, die weitgehend vom Juristendeutsch befreit und auch deshalb lesenswert sind, tauchen Örtlichkeiten in und um Waldeck auf – vom Tanz in den Mai in Freienhagen über den Biss von Mops Brutus in die Wade von Shetlandpony Cäsar auf einer Weide in Netze bis hin zu jenem Esel, der einst den orangefarbenen McLaren eines Mannes für einen Haufen Möhren hielt und beim Anknabbern 40 000 Euro Schaden verursachte. Der einzige Fall aus Langs Zeit, der durch alle Medien ging, bildet das Ende des Romans, der auf unterhaltende Weise einen Einblick in den Alltag eines Richters gibt, der fern von Mord und Totschlag urteilt.
Das Buch „Neues vom Amtsgericht Waldeck“ (ISBN-13: 9783758396656) ist erschienen bei „Books on Demand“. Es kann bei verschiedenen Onlineportalen bestellt werden und ist auch im Bürger- und Tourismusbüro in Waldeck erhältlich. Das Buch kostet 15 Euro (E-Book 4,99 Euro).