2023 WLZ 29. 08. Babyboom und Klimakleber

Netzer Kirmesfestzug glossiert aktuelle Ereignisse

VON JÖRG SCHÜTTLER

Waldeck-Netze – Der bunte ‚Kirmesfestzug am Sonntag stand im Zeichen von Verkehrspolitik, Wasserversorgung und Babyboom.
Voran gingen Klimaaktivisten mit dem Transparent: „Wenn wir uns nicht auf die Straße kleben, wird‘s den Festzug nicht mehr geben“, gefolgt vom Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Höringhausen.
Allerdings sollte auch das Feiern nicht zu kurz kommen. „Wer auf der Netzer Kirmes viel trinkt und isst, der ist Netzer-Klimaaktivist“, hieß es auf einem Transparent. Auf einem anderen stand: „Lieber einen heben, als sich festzukleben“. Auch die Zarten Tauben aus Waldeck beteiligten sich an den Demonstrationen unter dem Motto „Hast du die Lampen erst richtig an, klebst du dich auch in Netze an“, bis diese von der „Polizei“ aufgelöst wurden.
Ein weiteres Motiv war der fehlende Mittelstreifen am Balmradweg: „Der Bürger zahlt‘s per Steuer, wetten, die Striche waren teuer.“
Häufige Rohrbrüche an den Wasserleitungen des Trinkwassemetzes im „Ober-dorf“ nahmen die Kirmesfrauen auf die Schippe: „Hat das Unterdorf voll die schäumende Wanne, spült das Oberdorf nur mit der Kanne“. Auch der Babyboom nach der Schließung des Kindergartens wurde thematisiert: „So viele Kinder wie lange nicht mehr, Netze versinkt im Windelmeer.“ Da die Netzer im Waldecker Ortsspott als „Zigeuner“ bezeichnet werden, fehlte auch dieses Motiv nicht. Hinter einem von zwei Pferden gezogenen „Zigeunerwagen“ folgte eine heitere Frauengruppe.
Auch befreundete Vereine wie die Ziegenzuchtfreunde Weiße Wolke aus Bergheim und der Kirmesverein Mehlen nahmen mit Motivwagen teil. Bei der anschließenden Prämierung im Festzelt belegten die Kirmesfrauen mit dem Wasserrohrbruch den ersten Platz, gefolgt von den Babyboomem und den Zigeunerwagen. Bei einer reichhaltigen Kaffee und Kuchentafel sowie Gegrilltem und kühlen Getränken klang der Nachmittag aus.
Zu Beginn der Kirmes heizten am Freitagabend die Würzbuam mit Party-, Rock und Volksmusik über 450 Besuchern ein. Nach dem Ständchenspielen war der Auftritt der Dorfrocker vor über 600 Besuchern ein Höhepunkt. Kirmesvereinsvorsitzende Julia Gerhard war mit der Resonanz sehr zufrieden: „Wir hatten an allen Tagen super Stimmung, super Musik und lange gefeiert.“