2023 WLZ 26. 06. 777 JAHRE STADTRECHTE

Eröffnung mit Tanz und GesangAuftakt nach Maß bei Kaiserwetter

VON JÖRG SCHÜTTLER

Stimmungsgarant: Das Männerballett „Schwestern von Brinkhoff`s Orden“. Fotos: Schüttler

Bei Kaiserwetter haben Tausende von Besuchern das Fest „777 Jahre Stadtrechte“ im gesperrten Stadtkern von Sachsenhausen gefeiert.
Waldeck-Sachsenhausen „Wir wollen erfahren, welche Zukunftsperspektiven es für Sachsenhausen gibt“, verkündeten Juliane Veltum und Tim Oberlies, die temperamentvoll die Eröffnung moderierten. Ortsvorsteher Klaus Schmal erläuterte die wichtigsten Daten der Stadtgeschichte.
„Wir haben viel Infrastruktur im Ort“, meinte Waldecks Bürgermeister Jürgen Vollbracht mit Blick auf die Perspektiven. Die finanzielle Situation der Stadt sehe, nicht zuletzt aufgrund von Förderprogrammen, besser aus als vor vier Jahren. Waldeck sei die einzige Kommune im Landkreis, in der keine Kindergartengebühr erhoben wird. Ein Nahwärmesystem soll eingerichtet und der Marktplatz neu gestaltet werden. Die Einwohnerzahl stieg an. „Wir können ein angenehmes Wohnen garantieren.“ Dem pflichtete Juliane Veltum als Sachsenhäuserin bei: „Es ist spannend, hier zu leben und es kommen viele junge Menschen wieder zurück in ihre Heimat.“
Erster Kreisbeigeordneter Karl-Friedrich Frese skizzierte „Waldeck als leistungsfähige Stadt“ mit innovativen Unternehmen.
Marina Hufeisen vom Festausschuss erinnerte an dessen erstes Treffen in 2019, da eigentlich für 2020 eine 775-Jahr-Feier geplant war, die dann aber wegen Corona verschoben werden musste. Wie ihre Vorredner bedankte sie sich bei allen Helfern, auch mit Blick auf die Aufräumarbeiten nach dem Unwetter am Tag vor dem Festbeginn: „Unser Team hat in den letzten drei Wochen richtig gut zusammen gespielt.“ Hufeisen gab einen Ausblick auf die weiteren Veranstaltungen des Jahres, darunter den „Tag des Baumes“ im Oktober, und versprach: „An Silvester lassen wir es zum Abschluss des Jubiläumsjahres noch einmal richtig krachen.“ Der ehemalige Pfarrer Kurt Heyer, Mitglied des Festausschusses und des Ortsbeirates, erinnerte humorvoll an die Zubereitung der Brötchen mit Bismarckhering, die zum Auftakt des Festjahres am Neujahrstag alle verkauft wurden. „Die Würstchen mussten wir einfrieren.“
Martin Merhof hob hervor, dass mit dem Netzwerk

777 eine „Marke geschaffen wurde, die in Sachsenhausen für Neues“ steht und schlug vor: „Lasst uns 777 Schnapsideen ausprobieren, dann haben wir dieses Wochenende viel Spaß.“
Der eigens für das Jubiläum gegründete Projektchor unter der Leitung von Arne Pilger und Larissa Niederquell, die zudem am Klavier begleitete, entführte musikalisch mit „Barbara Ann“ von den Beach Boys in das Kalifornien der 1970er Jahre. Bei der Ankündigung von „Die Welt erstrahlt im neuen Licht“ meinte Pilger mit Blick auf das aktuelle Unwetter: „Genau dies Lied beschreibt, was wir an diesem Wochenende erlebt haben. Gestern Weltuntergangsstimmung und heute haben wir wieder neue Hoffnung geschöpft.“ Dem „Danke“-Lied in der Sachsenhäuser Version, dessen Text Monika Bücker zum Jubiläum verfasst hat, folgte zum Abschluss das „Waldecker Lied“.
Das Männerballett „Schwestern von Brickhoff‘s Orden“ legte zum Party-Hit „Ich bin der König von Mallorca“ eine flotte Sohle aufs Parkett. Mit der Band „Van Hellsing“, deren breites Repertoire über Pink Floyd bis zu AC/DC und Guns n’ Roses reicht, klang der Abend rockig aus.

Vagabunden und flotte Tänze

Ältester Verein in Sachsenhausen: Der Schützenverein präsentierte sich mit der Kanone.

Zahlreiche Vereine stellten sich mit vielseitigen Attraktionen am Familiensamstag beim „Tag der Vereine“ vor.
Die längste Geschichte hat die über 450 Jahre alte Schützengesellschaft 1604. Sie präsentierte sich in ihrem Vagabundenlager mit historischen Kutsche, Fotoausstellung und Kanone, die der frühere Schützenkönig Werner Behle mit sechs Schützenbrüdern in den 1980-er Jahren baute. Die Sportschützen boten Schießen mit Lasermodulen an. Die druckfrische Broschüre „Herzlich willkommen war zu erwerben. Historische Raritäten gab in der „Landauer Zeugmeisterei“ von Gerd-Wilhelm Trotte.
Über den Bürger- und Heimatverein, der sich unter anderem um die Pflege von Grillhütte, der Wassertretanlage, Klinger Kirche, Grillplatz, Rollborner Warte und der historischen Richtstätte auf dem Galgenberg kümmert, informierten Vorsitzender Herbert Arnold und Schriftführerin Evelyn Ginder. Ingolf Linke erläuterte das Förderprogramm „Lebendige Zentren“ mit dem Doppelkern Sachsenhausen/Waldeck. Ein Holzpferd, gezogen mit einer Seilwinde, war die Attraktion beim Ländlichen Reit- und Fahrverein. Der Andrang war groß, freute sich Vorsitzender Jörg Becker. „Das Pferd muss gleich gefüttert werden, es hatte heute schon viel zu tun“, meinte Mark Schütz schmunzelnd.
Bei der Karnevalsgesellschaft „Rot-Weiß“ drehte sich alles um den Jahrmarkt. Zu Spielen für Groß und Klein wurden Zuckerwatte und Popkorn angeboten. Tanzeinlagen von Tanzminis, Garden und Dance Company erfreuten das Publikum. Kindergartenkinder zeigten den Regenbogentanz, den Melanie Claudy-Germeroth einstudiert hatte. Über 50 Kinder nahmen an Fahrradgeschicklichkeitsübungen der Zahnarztpraxis Dr. Lars Zacke teil. Die Sieger, die Preise mit Aktivitäten aus der Region gewannen, waren Milo Gronewold (bis 4 Jahre), Moritz Siedler (4 bis 5 Jahre), Ben Theis (6 bis 7 Jahre), Alisa Niederquell (8 bis 9 Jahre) und Emilie Gruzdzeviciute (ab 10 Jahre). Ein Kariestunnel mahnte zur regelmäßigen Zahnpflege.
Ein altes Handwerk stellte Besenbinder Heinrich Emde aus Buhlen vor, Laura Best aus Sachsenhausen präsentierte Wohnaccessoires und Dekorationen. An zahlreichen Ständen gab es kulinarische Leckereien, darunter auch Ofenkuchen von den Sportfreunden des TSV.
Zur Unterhaltung spielten die „Friedrichsteiner“, der Posaunenchor Sachsenhausen und die Jagdhornbläser aus Herzhausen. Danach trat Mark Freier auf, und die Band „Bertels Buben“ heizte bei bester Partystimmung ein. Am Sonntag wurde das Programm fortgesetzt mit Aktionen auf der Festmeile, Direktvermarktermesse, Blaulichttag und mehr (ausführlicher Bericht folgt).  sj