2023 WLZ 17. 08. Gesang, der zu Herzen geht

Deutsche und ukrainische Lieder in Freienhagener Kirche berühren tief

VON CHRISTIABE TRIERWEILER

 „Kunterbunt“ aus Borken: Eine Mischung aus deutschen und ukrainischen Liedern berührte die Besucher beim Konzert zugunsten der Sanierung der Freienhagener Kirchenorgel. Fotos: Christiane Trierweiler

Waldeck-Freienhagen – Zum Auftritt der Formation „Kunterbunt“ begrüßten Pfarrer Til Anders Follmann und der Ortskirchenbeirat die Besucher in der evangelischen Stadtkirche St. Peter und Paul. Auch die dritte Veranstaltung des Freienhagener Benefizkonzertsommers zur Sanierung der Kirchenorgel fand regen Zuspruch.

„Kunterbunt“ besteht aus Jana Lebed (Piano, Alt), Irina Totok (Alt), Anja Hommel (Sopran), Klaus Hommel (Piano, Orgel, Bariton) und Joshua Hommel (Violine). In dieser Formation ist die Borkener Gruppe zum ersten Mal aufgetreten und war beeindruckt von der Resonanz, die ihre Musik beim Publikum hatte. Anja Hommel leitet mehrere Chöre. Die Hommels lernten die beiden ukrainischen Alt-Sängerinnen durch den gemischten Chor in Borken kennen. „Erst verband uns die Freude an der Musik, jetzt sind wir Freunde durch die Musik“, erklärt Anja Hommel. In ihrer Familie spielt die Musik schon früh eine Rolle. Der jetzt erwachsene Sohn Joshua begann im Alter von drei Jahren das Geigenspiel.

Vor ihrer Flucht aus der Ukraine ist Irina Totok als professionelle Sängerin aufgetreten. Jana Lebed studierte, um Musiklehrerin zu werden. Beide stießen zum Chor in Borken und geben auch aus der Ukraine geflohenen Kindern Musikunterricht.

Vor dem farbenfrohen Kirchenfenster und buntem Blumenschmuck wurde eine „kunterbunte“ Mischung aus verschiedenen Musikstilen zu Gehör gebracht. Nach „Ein schöner Tag“ zur Melodie von „Amazing grace“ erklangen Melodien von Matthias Claudius über Louis Armstrong bis Elvis Presley, aber auch neue geistliche Lieder. Der mehrstimmige Gesang wurde begleitet vom E-Piano. Anja Hommels glockenreine Sopranstimme schwebte über dem Klangteppich der tieferen Singstimmen. Die Akustik erzeugte ein umfassendes Klangerlebnis. So wurde die Freude am Singen direkt auf das Publikum übertragen.

Die Orgel stellte ihre Qualität als Begleitinstrument unter Beweis. Klaus Hommel untermalte die Vorträge klassischer Geigenmusik von Joshua Hommel. Der junge Mann griff auch einige Male zur Geige, um den Gesang der anderen abzurunden.

Unerwartet rührend waren einige Lieder im Duett durch Irina Totok und Jana Lebed. Lebed begleitete professionell am Piano. Ohne sichtliche Anstrengung erreichte Totoks Altstimme bei kräftigen Passagen eine massive Tiefe. Die Phrasen klangen leiser werdend aus – jedes Wort bewusst gesungen, am Ende fast gehaucht. Unterstützt wurde die Solistin an einigen Stellen von der warmen, weichen Altstimme von Lebed. In der Zweistimmigkeit kreierten die Sängerinnen bei einem melancholischen ukrainischen Lied Dissonanzen, die das Thema Krieg eindrücklich in Emotionen umsetzten. Dieses ukrainische Lied handelte vom Leben und Sterben in der Natur – es wurde dargebracht als eine Art Gebet für den Frieden.

Die Vorträge vermittelten authentische Empfindungen und verursachten im Publikum Gänsehaut, während viele sogar zu Tränen gerührt waren. Nach dem Konzert ließen die Zuhörer die Musiker erst nach stehendem Applaus und einer Zugabe ziehen. Präsentkörbchen wurden überreicht. Viele Besucher sprachen den Musikern persönlich ihren Dank aus.