2023 WLZ 15. 05. Strom aus Wind und Sonne
EWF rechnet bis 2040 mit einem deutlich höheren Bedarf
VON THOMAS HOFFMEISTER
Frank Benz Geschäftsführer EWF
Waldeck-Frankenberg – Die letzten drei deutschen Atomkraftwerke wurden am 15. April abgeschaltet. Gleichzeitig wächst jedoch der Strombedarf, weil es immer mehr Elektroautos gibt und immer mehr Häuser mit Wärmepumpen beheizt werden, die viel Strom verbrauchen. Wo soll der Strom in Zukunft herkommen? Darüber haben wir bei der EWF (Energie Waldeck-Frankenberg) mit Geschäftsführer Frank Benz und dem Bereichsleiter für Erneuerbare Energien, Stefan Kieweg, gesprochen.
Die elektrische Energiemenge – also der Strom, der durch das Netz der EWF fließt – liegt laut Benz bei 1152 Millionen Kilowattstunden (1,15 Terawattstunden) pro Jahr. Bei der Elektromobilität rechnet die EWF damit, dass im Jahr 2035 zwischen 40 und 50 Prozent der Haushalte über eine Wallbox (schnelle Lademöglichkeit für E-Autos) verfügen werden. Es sei nicht zu erwarten, dass in den nächsten zehn Jahren Wärmepumpen in allen Häusern installiert würden, sagt EWF.
Parallel dazu habe es in den vergangenen zwei Jahren einen starken Zuwachs an Photovoltaikanlagen gegeben. Dieser Trend werde sich noch verstärken. Bei Familien, die ein Elektroauto fahren (mit einer Fahrleistung von etwa 13 000 Kilometern im Jahr), werde sich der jährliche Strombedarf um knapp 2000 Kilowattstunden erhöhen, haben Fachleute der EWF errechnet. Hinzu kämen für den Betrieb einer Wärmepumpe weitere 1000 und 6500 Kilowattstunden Strom im Jahr (je nach Gebäude und Art der Wärmepumpe). Heute liege der durchschnittliche Strombedarf für einen Vier-Personen-Haushalt bei knapp 3200 Kilowattstunden im Jahr. Der Energieversorger erwartet, dass Privathaushalte noch stärker als heute versuchen werden, eigenen Strom für den Betrieb von Wärmepumpen und das Laden von Elektrofahrzeugen zu produzieren, vorrangig mit Sonnenenergie (Photovoltaik).
Aktuell sei der Strombedarf leicht gesunken. Bis zum Jahr 2040 erwarte EWF jedoch einen deutlich höheren Verbrauch, erklärte Geschäftsführer Benz. Gedeckt werden solle der zusätzliche Bedarf durch erneuerbare Energien, vorrangig durch Photovoltaik und Windkraft. ➔ SEITE 2
1152 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr
Das Unternehmen Energie Waldeck-Frankenberg (EWF) versorgt ein 1813 Quadratkilometer großes Gebiet mit Strom, Wärme, Gas und Trinkwasser. Laut Bilanz wurden über das EWF-Netz 1152 Millionen Kilowattstunden Strom und 1534 Millionen Kilowattstunden Erdgas im Jahr 2021 bereitgestellt. Darüber hinaus ist EWF Eigentümerin mehrerer Schwimmbäder und für den Öffentlichen Personennahverkehr (Buslinien und AST) zuständig. Beschäftigt werden 385 Mitarbeiter. off