2023 WLZ 09. 02. Erzeugung frisst Energie
MEHR ZUM THEMA Milchpreis so hoch wie nie – Immer wieder Schwankungen
Milchbauern erhalten einen aus ihrer Sicht fairen Preis, während aber gleichzeitig die Produktion kostenintensiv ist. Hier Kühe im Stall von Steffen Schmal. Fotos: Stefanie Rösner
Waldeck-Frankenberg – Der vergleichsweise hohe Preis für Milch, den die Bauern in den vergangenen Monaten erhalten haben, ist für die milcherzeugenden Betriebe im Landkreis erfreulich, aber auch notwendig. Er passt nach Ansicht von Landwirt Steffen Schmal aus Sachsenhausen zu den aktuell hohen Kosten für Diesel, Strom, Düngemittel und Saatgut sowie den notwendigen Ausgaben für teure Technik und Arbeitskräfte. „Wir sind zufrieden, dass der Milchpreis sich mit entwickelt hat“, sagt er.
Allerdings bestehe die Sorge, dass die Verbraucher aufgrund der gestiegenen Lebensmittelpreise weniger Milchprodukte kaufen. „Die Molkereien verbrauchen viel Energie, um die Milch zu erhitzen und Käse zu verarbeiten“, erklärt Steffen Schmal die Preissteigerungen beim Endprodukt. Auch die Transportkosten seien wie überall gestiegen; ebenso die Preise für Verpackungen.
Die Preisentwicklung bei der Milch ist für die Landwirte immer recht schwer vorherzusehen. Zeitweise lagen die Preise bei der Hälfte von den aktuellen und waren kaum kostendeckend. Die Preise für Biomilch sind im Vergleich zu denen für konventionelle Milch auf einem relativ konstanten Niveau geblieben, so die Einschätzung von Andrea Bohle vom Kreisbauernverband Waldeck. „Das hängt damit zusammen, dass der Bio-Milchmarkt regional ist und die Weltmarktpreise darauf keinen Einfluss haben.“
Generell lasse sich beobachten, dass viele Verbraucher aufgrund der Inflation derzeit eher zu günstigeren Handelsmarken greifen als zu Bio-Milch und Markenprodukten. „Das wirkt sich im Lebensmittelbereich auf die teureren Marken- und Bioprodukte aus, wodurch deren Absatz zurückgeht.“
Das hohe Milchpreis-Niveau werde nicht von Dauer sein. Durch mehr Angebot werden die Milchpreise wieder zurückgehen, schätzen die Landwirte in Waldeck-Frankenberg. Allerdings sei unklar, wie stark die Preise fallen werden.
Dies hänge auch davon ab, wie der Witterungsverlauf in diesem Jahr sein wird. Wenn es im Frühjahr und im Sommer wieder heiß und trocken sein wird, könnte in vielen Betrieben Grünfutter fehlen, wodurch sich die Mengen rückläufig entwickeln könnten.
Der Milchpreis befindet sich aktuell auf einem historisch hohen Niveau, wird 2023 aber nicht das Ergebnis vom Vorjahr erreichen, heißt es auch beim Deutschen Landwirtschaftsverlag. srs