2023 WLZ 03. 04. Mehr Platz und Nahrung fürs Rebhuhn
Interesse an Schutzprojekt um Höringhausen laut Naturschutzbund rege
Rebhühner stellen Ansprüche an ihren Lebensraum, denen dieser selten noch genügt. Das soll sich wieder ändern, etwa in Höringhausen. Foto: Caspar/ARchiv
Höringhausen – Wie lässt sich ein Rebhuhnprojekt um Höringhausen verwirklichen? Antworten und Anregungen zu diesem Thema gab Andrea Imhäuser vom Landesbetrieb Landwirtschaft auf Einladung des örtlichen Naturschutzbundes. Sie gehört dem Beratungsteam Biodiversität des Betriebes an und koordiniert Feldflurprojekte zum Rebhuhnschutz.
Peter Trietsch, Vorsitzender des NABU Höringhausen, begrüßte rund 30 Gäste zum Vortrag, die von der Referentin zunächst Kerninformationen erhielten: Das Rebhuhn ungefähr die Größe einer Ringeltaube. Mit seinem grau-braunen Federkleid ist es gut getarnt in der Feldflur. Es hält sich das ganze Jahr in seinem Revier auf. Es fliegt nur im Notfall und läuft lieber. Im Herbst/Winter kann es im Familienverband, einer sogenannten Kette beobachtet werden. Das Rebhuhn brütet im Juni/ Juli. Sein Nest fasst bis zu 20 Eier, von denen täglich eins gelegt wird. Die Nahrung der Küken besteht zu Beginn rein aus Insekten, die erwachsenen Tiere fressen zusätzlich Samen und Pflanzenteile.
In seinem Lebensraum braucht das Rebhuhn eine mehrjährige, extensiv genutzte Vegetation wie höhere Grasstrukturen, Brachen, Hecken, Feldraine, Wege, Grabenränder, um sich verstecken und brüten zu können. Besonders für die Ernährung der Küken ist Insektenreichtum unabdingbar. Speziell Getreidefelder, die nicht zu dicht gesät sind, bieten ihm ebenfalls Deckung und Nahrung. Genau dieser Lebensraum wurde in den letzten Jahrzehnten massiv durch das Vorziehen der Erntezeitpunkte reduziert. Häufige Siloschnitte, ein deutlich dichterer Feldbewuchs durch den Einsatz von Düngemitteln, ein effektiverer Pflanzenschutz durch Einsatz von Spritzmitteln und den Einsatz schnellerer und effektiverer Maschinen haben die Feldflur zu Ungunsten der Rebhühner verändert.
Die Zahl der Insekten sank. Beutegreifer wie Fuchs, Waschbär, Marder, Katzen und Habicht zählen zu den Feinden des Rebhuhns, die mangels ausreichender Deckung für die Beute leichteres Spiel hatten. Nicht zuletzt das veränderte Freizeitverhalten des Menschen bringt viel Unruhe in den Lebensraum des Rebhuhns, schilderte die Expertin.
Ruhe- und Rückzugsmöglichkeiten in der Feldflur an geeigneter Stelle zu schaffen, hilft dem Rebhuhn. Wege- und Grabenränder sollten selten gemäht werden. Das Anlegen von Blühstreifen – auch im eigenen Garten – biete Lebensraum für Insekten, der Hauptnahrung. Für Landwirte bietet sich dabei eine Förderung von Blühflächen auf geeigneten Flächen über das neu geschaffene Förderprogramm „HALM-H2 Rebhuhn-Lebensraumkomplex“ an. Optimal sei eine Fläche, die weit weg von Wald, hohen Bäumen und hohen Hecken sei, mit nicht zu feuchten Böden oder in Tallagen. Wichtig sei es auch, dass die Fläche genügend Abstand zu stark befahrenen Straßen und der Wohnbebauung aufweise. Erhöhte Lagen im Biotopverbund seien optimal.
Auch sollten sich keine Hunde-Ausführstrecken, Jogging oder Mountainbike-Routen in unmittelbarer Nachbarschaft befinden, die zu häufigen Ruhestörungen führen. Hilfreich sei es zudem die Feldrandhygiene zu reduzieren, Wegränder nicht mehrmals im Jahr zu mulchen, Hecken horizontal zu pflegen, die Arbeiten mit den Nachbarn abzustimmen und Sichtungen von Rebhühnern zu notieren. red
Mehrere Rebhühner in Jagdrevieren und auf Ländereien gesichtet
Nach dem Vortrag zeigte sich laut NABU anhand der vielen Wortmeldungen der Zuhörer, dass das Interesse an einem Rebhuhnprojekt in Zusammenarbeit mit Landwirten, Jägern, der Gemeinde und dem NABU in der Höringhäuser Gemarkung groß ist. Mehrere Anwesende berichteten von Rebhuhnsichtungen in ihren Revieren oder auf ihren Ländereien.
Um die Sichtungen zu sammeln, können diese ab sofort an die E-Mail-Adresse des NABU-Höringhausen: nabu-hoeringhausen@web.de gemeldet werden. Begrüßt wurde auch, dass die Änderungen nicht nur dem Rebhuhn, sondern auch dem ebenso gefährdeten Feldhasen sowie den Insekten im Allgemeinen zugutekämen. An der HALM-Förderung interessierte Landwirte können sich dabei direkt an den Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen wenden, unterstrich die Referentin. red