2023 WLZ 01. 12. Probebetrieb zum Wassersparen am Edersee läuft aus

Edersee Im Jahr 2019 wurden probeweise Wassersparmodelle für den Edersee eingeführt. Dieser Probebetrieb der sogenannten Triggerlinie und des Wintersparbetriebs ist nach fünf Jahren ausgelaufen. Eine erste Bilanz darüber wurde jetzt beim jährlichen „Erfahrungsaustausch Edersee“ in Kassel gezogen. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Weser wertet nun die Daten des Probebetriebs aus und stellt sie im Frühjahr vor.

Dann wird auch eine Entscheidung des WSA erwartet, wie es weiter geht mit der Bewirtschaftung der Talsperre und ob die Sparmodelle dauerhaft in der Betriebsvorschrift der Edertalsperre festgeschrieben werden können. Die Anrainer in der Edersee-Region hoffen insbesondere in trockenen Sommern auf möglichst sparsame Wasserabgaben zur Stützung der Schifffahrt auf der Oberweser. höh ➔ SEITE 12

Probebetrieb endet am Edersee

WSA wertet Daten zu Wassersparmodellen aus – Entscheidung im Frühjahr

Winterstimmung auf der Halbinsel Scheid am Edersee: Ausreichend Niederschläge bescherten in diesem Ausnahmejahr eine gut gefüllte Talsperre. Ob aber in künftigen Trockenperioden der Tourismus noch von den probeweisen eingeführten Wassersparmodellen profitiert, wird sich nach Auswertung aller Daten zeigen. Foto: Conny Höhne

Edersee – Fachleute des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Weser (WSA) sowie Interessenvertreter von Edersee und Oberweser zogen bei ihrem turnusgemäßen „Erfahrungsaustausch Edersee“ eine erste Bilanz des 2019 eingeführten Probebetriebs für den Wintersparbetrieb und die modifizierte Triggerlinie. Regierungspräsident Mark Weinmeister moderierte im Beisein von Mitarbeitern der Oberen Wasserbehörde beim RP den Austausch in Kassel.
Im Juni 2019 wurde ein mehrjähriger Probebetrieb mit modifizierter Triggerlinie und „Wintersparbetrieb“ eingeführt. Mit dem Probebetrieb sollten Möglichkeiten ausgelotet werden, wie ein Ausgleich zwischen den Belangen der Oberweser-Schifffahrt und des Tourismus in der Edersee-Region bestmöglich gelingen kann. Darum wird seit Jahren gerungen.
Die Auswirkungen der Triggerlinie sowie des Wintersparbetriebs sollten bei den jährlichen Treffen von Behörden und Interessenvertretungen in den Blick genommen werden, bevor diese Ansätze nach Ende des Probebetriebs gegebenenfalls dauerhaft in der Betriebsvorschrift der Edertalsperre festgeschrieben werden können.
Mit dem Ende des Wasserwirtschaftsjahres 2022/2023 ist der fünfjährige Probezeitraum nun offiziell beendet; die Auswertung der Untersuchungsdaten dauert noch an.
Vertreter des WSA blickten auf das Bewirtschaftungsjahr an der Talsperre zurück. Nach Vollstau im Mai sei in den ersten trockenen Sommerwochen der Triggerlinienbetrieb planmäßig genutzt worden, um so die Entleerung der Edertalsperre zu strecken.
Durch ergiebige Regenfälle im weiteren Verlauf des Sommers wurde jedoch wieder die „reguläre“ Stützung der Weser möglich, ohne dass die Triggerlinie dabei noch einmal zum Tragen gekommen wäre. Rückblickend hätte es daher auch zum Sommeranfang eigentlich keines Triggerlinienbetriebes bedurft, merkten die WSA-Sprecher an. Dies bringe wichtige, neue Erkenntnisse für die Gesamtbewertung.
Bevor eine endgültige Entscheidung über eine Anpassung der Betriebsvorschrift getroffen werden könne, müssten alle erhobenen Daten ausgewertet werden. Dies dauere bis zum Frühjahr. Bis die Ergebnisse vorliegen, soll der Wintersparbetrieb an dem Stausee fortgeführt werden.
Bei der nächsten Gesprächsrunde im März will das WSA die Ergebnisse der Datenauswertung vorstellen und seine Entscheidung zum weiteren Vorgehen bei der Bewirtschaftung der Edertalsperre darlegen.  red

Keine Bedenken der Wasserbehörde

„Die Edertalsperre ist Eigentum der Bundesrepublik Deutschland. Somit obliegt es der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung, die Bewirtschaftung im Rahmen der Zweckbestimmung durchzuführen“, sagte Henning Buchholz, Leiter des WSA Weser. „Es gibt gute Gründe für den Triggerlinienbetrieb, und genauso gibt es gute Gründe dagegen.“

Die Messdaten würden nun ausgewertet. „Von den Ergebnissen hängt dann unsere Entscheidung über das weitere Vorgehen ab.“ Regierungspräsident Weinmeister wünscht sich, dass alle Beteiligten im Gespräch bleiben. „Der regelmäßige Erfahrungsaustausch hat sich als ein hilfreiches Format erwiesen, an dem wir auch nach dem offiziellen Ende des Probebetriebs festhalten sollten. Denn die widerstreitenden Zielkonflikte bei der Edertalsperrenbewirtschaftung liegen weiterhin auf der Hand.“ Es werde in Zukunft häufiger Phasen großer Trockenheit geben.

Nach Einschätzung der für die Einvernehmensbelange zuständigen Oberen Wasserbehörde beim RP Kassel hat der Wintersparbetrieb im Winter 2022/2023 der Edertalsperre ein zusätzliches Volumen von rund zwölf Millionen Kubikmetern eingebracht. Begleitende gewässerökologische Untersuchungen hätten keine negativen Auswirkungen offenbart. Ein Fortführen des Wintersparbetriebs sei daher grundsätzlich zustimmungsfähig, hieß es. Gleiches gelte für die Triggerlinie: Auch deren Fortführung stünden zumindest aus wasserwirtschaftlicher und gewässerökologischer Sicht keine grundsätzlichen Hinderungsgründe im Wege.  red

Wassersparmodelle

Bei der Triggerlinie handelt es sich um einen Wasserabgabekompromiss zum Sparen von Ederseewasser, bei weiterhin möglicher Schifffahrt auf der Oberweser. In trockenen Jahren wird bei Unterschreiten einer festgelegten statistikbasierten Inhaltslinie die Stützung des Weser-Pegelstandes in Hann. Münden von 1,20 auf 1,15 Meter (über Pegelnullpunkt) reduziert.

Wintersparbetrieb: Wenn längere Zeiträume mit geringeren Zuflüssen in Winterhalbjahren auftreten, wird die Mindestabgabe von 6 Kubikmetern pro Sekunde aus der Edertalsperre unter bestimmten Randbedingungen auf 4 Kubikmeter reduziert, um die eingesparte Wassermenge zusätzlich in der Edertalsperre zu bevorraten-  red